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Gesunde Kaninchen dank Kräutern

Kaninchen sind pflanzenfressende Feinschmecker und kleine Profis, was Kräuter und ihre Wirkungen anbelangt. Fühlen sie sich nicht wohl, lassen sie sich auf einfache Weise mit den passenden Heilpflanzen behandeln.

Beifuss (Artemisia vulgaris)

Eine besonders wichtige Kaninchenpflanze ist der Beifuss. Die aromatische Bitterpflanze wärmt und fördert die Durchblutung im Bauchbereich, stärkt die Leber und regt die Galle an. Sie ist das erste Mittel bei allen Verdauungsstörungen, Appetitlosigkeit, Durchfall. Es wirkt nicht nur auf die Verdauung, sondern auf den gesamten Bauchbereich, so auch auf die Fortpflanzungsorgane. Falls es mit dem Trächtigwerden nicht so recht klappen will, kann Beifuss als fruchtbarkeitsförderndes und aphrodisierendes Mittel bei Rammler und Häsinnen eingesetzt werden.

Brennnessel (Urtica dioica und Urtica urens)

Unbeliebt beim Gärtner, aber eine äusserst wertvolle Heilpflanze! Sie enthält viel Mineralstoffe, vermehrt die Milch der Häsinnen, hilft beim Knochenaufbau der Jungtiere, wirkt blutreinigend, blutbildend, entgiftend, stoffwechselanregend und verdauungsfördernd. Sie wird getrocknet verfüttert (dazu werden die Pflanzen vor der Blüte geschnitten) und ist sehr beliebt bei Kaninchen. Da sie auch eine ausgezeichnete Futterpflanze für viele Schmetterlingsraupen ist, sollte ihr in jedem Garten eine Ecke zugestanden werden.

Birke (Betula pendula)

Frische Zweige werden von den Kaninchen gerne geknabbert. Sie wirken harntreibend, stoffwechselanregend, entwässernd, entgiftend, nierenanregend und hautreinigend. Eine Nierenreizung ist bei Birke auch bei einer Langzeitanwendung nicht zu befürchten, anders als bei Wacholder, Liebstöckel oder Brunnenkresse.

Frauenmänteli (Alchemilla vulgaris)

Es wirkt beruhigend, blutstillend, entzündungshemmend, narbenbildend, blutreinigend und wundheilend. Man gibt es den Häsinnen nach der Geburt, um Gebärmutterentzündungen vorzubeugen.

Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Johanniskraut wird auch „Arnika der Nerven“ genannt. Für Kaninchen speziell geeignet ist Johanniskrautöl. Seine schmerzlindernden, entzündungshemmenden und antibakteriellen Eigenschaften helfen bei Wunden und Verbrennungen. Hypericin erhöht den Sauerstofftransport in die Zellen und aktiviert den Zellstoffwechsel. Aus diesem Grund eignet es sich bestens für Verletzungen, die nicht heilen wollen, wie beispielsweise wunde Läufe oder Abszesse. Bei Ohrmilben gibt man in beide Ohren etwa 5 ml körperwarmes Johannisöl und verteilt es durch leichte Massage am Ohransatz. Die Milben ersticken im Öl, Entzündung und Juckreiz lassen schnell nach. Sicherheitshalber wiederholt man die Prozedur noch zweimal im Abstand von drei Tagen.
Ein weiteres Anwendungsgebiet ist Schiefhals (E. cuniculi). Zusätzlich zur schulmedizinischen Behandlung mit Fenbendazol unterstützt man die Regeneration der Nerven mit Johanniskraut. Man kann frisches oder getrocknetes Kraut zum Futter geben oder etwas Johannisöl aufs Kraftfutter träufeln. Die Behandlung muss über 5-6 Wochen erfolgen.
Auch in der Homöopathie bedient man sich der Heilkräfte von Johanniskraut: Unter dem Namen Hypericum wird es bei Gehirnerschütterungen, Wirbelsäulenverletzungen und Quetschungen eingesetzt.

Thymian (Thymus vulgaris)

Thymian wirkt entzündungshemmend, schleimlösend, stärkend, desinfizierend und verdauungsfördernd. Anwendungen sind Erkrankungen der Atemorgane wie Schnupfen, Erkältungen, Bronchitis. Thymian wirkt antibiotisch, stärkt aber gleichzeitig das Immunsystem, während Antibiotika durch die Zerstörung der Darmflora immunschwächend wirken. Im Winter gebe ich meinen Kaninchen statt Wasser verdünnten Thymiantee, den sie über alles lieben.

Winde, Zaunwinde (Convolvulus sepium)

Der Schrecken aller Gärtner – aber nur so lange bis er entdeckt, dass dieses so wüchsige „Unkraut“ äusserst beliebt ist bei den Kaninchen. Ich verfüttere sie regelmässig. Bei Kaninchen, die durch immer kleinere Kotballen eine Verlangsamung der Verdauung und der Darmbewegung anzeigen, gebe ich täglich Winden bis zur Normalgrösse der Kotballen. Diese sind ein wertvoller Zeiger der Verdauungstätigkeit und sollten bei jedem Ausmisten kurz begutachtet werden. So lassen sich nämlich Verdauungsprobleme sehr früh erkennen und behandeln!

Da Kaninchen so gut auf Kräuter reagieren, sind die Erfahrungen von über 30 Jahren in einem Buch veröffentlicht: Mehr als 60 Wild- und Gartenpflanzen sind in Wort und Bild vorgestellt mit genauer Anwendung.
Kaninchen-Apotheke von Ursula Glauser, Verlag Oertel + Spörer, ISBN 978-3-88627-883-1